Zeitarbeit 2018 – eine Branche im Umbruch

Anders als in den letzten Jahren erwartet die Branche in 2018 einen Umsatzrückgang um bis zu 6,5 %. Damit würde die Zahl der Zeitarbeitnehmer um fast 60.000 zurückgehen.
Nach allgemeiner Einschätzung das Resultat der Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) durch Frau Nahles, SPD. Frau Nahles wiederum wird sich in der großen Koalition anderen wichtigen Aufgaben widmen und zum Ärger von Unternehmen und Mitarbeitern das Thema nicht zu Ende bringen. Die Reform des AÜG lässt viele Fragen offen und schürt damit schon seit Mitte 2017 hohe Unsicherheiten im Markt. Darüber sind sich alle einig.
Die Branche bemängelt beispielsweise nach wie vor das Fehlen einer eineindeutigen Definition von Equal Pay, die klar abgrenzt, ob nur der Grundlohn einzubeziehen ist oder auch sämtliche Zuschläge in die Berechnung miteinfließen müssen. Gleiches gilt auch für sonstige Leistungen wie gewährte Kantinenzuschüsse, Betriebs-Kita-Plätze, Fitness-Studio-Benutzung oder dergleichen.
Als Konsequenz dieser Unsicherheiten werden die Kunden auf Nummer sicher gehen und die Zeitarbeitskräfte vor Ablauf der gültigen 9-Monatsfrist wegschicken. „Wir rechnen damit, dass über 50 % unserer Kunden so reagieren, was man ihnen nicht wirklich verdenken kann“ so Dr. Ralph Hartmann, Geschäftsführer der HR7 GmbH. „Dazu kommt, dass nicht alle Unternehmen dazu bereit sind, ihre Lohnstrukturen offen zu legen, was der Gesetzgeber aber einfordert“, ergänzt Ralph Hartmann. Wie so oft, besteht das Dilemma darin, dass das Gesetz das schwächste Glied der Kette trifft, und damit den Arbeitnehmer. Damit wird nicht im Ansatz das vorgegebene Ziel der Reform erreicht.
Daneben wird die vorgeschriebene Schriftformerfordernis und der hohe Dokumentationsaufwand seitens der Branchenvertreter bemängelt. Nach gängiger Auslegung reichen digitale Dokumente nicht aus, um rechtssicher Arbeitnehmerüberlassung zu betreiben. „Diese neuen Regelungen sind als völlig praxisfern zu bewerten, lebt die Branche doch von Geschwindigkeit und Flexibilität“, erläutert Ralph Hartmann das Problem. Das Thema „Arbeitnehmerüberlassung“ ist grundsätzlich als Instrument zur Flexibilisierung des Faktors Arbeit zu sehen und wird durch die neuen Regelungen in Deutschland deutlich erschwert. Im internationalen Vergleich sieht sich die Branche durch die Gesetzesreform mittlerweile Welten von dem Niveau unserer Nachbarländer entfernt. Dazu kommt, dass Christian Lindner, FDP, das Thema „Digitalisierung“ Land auf Land ab durch die Straßen treibt und parallel quasi in einem Nachbarministerium das Thema Papier und Dokumentation wieder großgeschrieben wird. Ein Widerspruch in sich, über den man eigentlich nur den Kopf schütteln kann.